26.02.2025  🕑7 Min.

Verfahrensdokumentation: Praxisleitfaden mit Checkliste

Eine Verfahrensdokumentation beschreibt, wie steuerlich relevante Prozesse in Ihrem Unternehmen ablaufen. Sie schafft Transparenz für Prüfer, sorgt für Rechtssicherheit und kann Ihre internen Abläufe effizienter gestalten. Richtig erstellt, schützt sie vor Steuerschätzungen oder Bußgeldern und erleichtert die Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Welche Anforderungen sie erfüllen muss und wie Sie sie einfach umsetzen können, erfahren Sie hier.



Was versteht man unter Verfahrensdokumentation?

Eine Verfahrensdokumentation ist ein schriftliches Dokument, das die verschiedenen, für die Besteuerung relevanten Prozesse und Abläufe in einem Unternehmen beschreibt. Besondere Bedeutung kommen dabei der Buchführung und der ord­nungs­ge­mäßen Aufbewahrung von Belegen zu. Es werden nicht nur die Abläufe zur Belegerfassung und -ver­arbeitung dargestellt, sondern auch der Umgang mit deren Vernichtung und Archivierung wird detailliert beschrieben. Diese Dokumentation ist gemäß der Grund­sätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Daten­zugriff (GoBD) erforderlich. Die GoBD beinhalten unter anderem Vorschriften zur Erstellung und Verarbeitung von E-Rech­nun­gen sowie zu den Pflichten der Unternehmer, um eine Verfälschung von Belegen zu verhindern.

Ziele der Verfahrensdokumentation

Die Verfahrensdokumentation hat vorrangig das Ziel, eine vollständige Transparenz der internen Abläufe für Außenstehende zu gewährleisten, insbesondere für Betriebsprüfer des Finanzamtes. Sie soll sicherstellen, dass steuerlich relevante Vorgänge nach­voll­zieh­bar sind und die Prüfung schnell und reibungslos durchgeführt werden kann. Bei einer Betriebsprüfung ist die Ver­fah­rens­doku­men­ta­tion eine der ersten Unterlagen, die geprüft werden. Als Unternehmer, Selbstständiger oder Freiberufler sollten Sie daher bereits im Vorfeld dafür sorgen, dass Ihre Verfahrensdokumentation vollständig und korrekt ist.

Welche Anforderungen muss eine Verfahrensdokumentation erfüllen?

Eine rechtskonforme Verfahrensdokumentation, die auch für E-Rechnungen zu empfehlen ist, muss folgende Anforderungen erfüllen:

Wann benötigen Sie eine Verfahrensdokumentation?

Es ist entscheidend, dass die Verfahrensdokumentation regelmäßig überprüft und bei Bedarf aktualisiert wird, um sie stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Unternehmern, Selbstständigen und Freiberuflern wird bereits seit 2015 empfohlen, eine Verfahrensdokumentation zu führen, wenn sie in den folgenden Fällen tätig sind:

Buchführungspflichtig 

Wenn Sie gesetzlich verpflichtet sind, Buchführungen zu erstellen und sich an die Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten zu halten.

Bargeldintensive Geschäftsmodelle

Unternehmen, bei denen Bargeldzahlungen eine bedeutende Rolle spielen, sollten besonders auf eine vollständige Verfahrensdokumentation achten.

Einsatz von IT-Systemen 

Wenn Sie IT-Systeme zur elektronischen Verarbeitung und Speicherung steuerrelevanter Daten verwenden.

Bilanzierung oder EÜR

Wenn Sie eine Bilanz erstellen oder eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) anfertigen.

Wie erstelle ich eine Verfahrensdokumentation?

Eine Verfahrensdokumentation ist essenziell für die revisionssichere Archivierung und wird bei Betriebsprüfungen häufig an­ge­fordert. Sie beschreibt, wie steuerlich relevante Daten verarbeitet und archiviert werden. Dabei sollten Unternehmen einen Über­blick über die eingesetzten Softwarelösungen geben, Maßnahmen zur Sicherstellung der Datenintegrität erläutern und Änderungen sowie Prüfprotokolle dokumentieren.

Zur Unterstützung stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Wirtschaftsverbände und Steuerberaterkammern bieten Vor­la­gen an, während digitale Online-Tools die Erstellung mit Checklisten erleichtern. Auch Software-Lösungen unterstützen bei der Erstellung einer Verfahrensdokumentation.

In vielen Fällen kann es sinnvoll sein, einen Steuerberater hinzuzuziehen, um die Verfahrensdokumentation rechtssicher und praxis­gerecht zu erstellen. Eine frühzeitige Umsetzung erleichtert Betriebsprüfungen und sorgt für Rechtssicherheit.

Vorteile einer Verfahrensdokumentation

Obwohl die Erstellung einer Verfahrensdokumentation zunächst wie eine zusätzliche Aufgabe erscheinen mag, bietet sie viele Vorteile:

Rechtssicherheit 

Eine korrekte Ver­fah­rens­doku­mentation stellt sicher, dass alle gesetzlichen Anforderungen er­füllt werden, wodurch Sie auf der sicheren Seite sind.

Effizienzsteigerung

Durch die Analyse Ihrer internen Prozesse können Schwachstellen identifiziert und behoben wer­den, was langfristig zu Kostensenkungen führt.

Transparenz 

Eine gut strukturierte Doku­mentation sorgt für mehr Klar­heit über Abläufe und Ver­ant­wortlichkeiten im Unternehmen.

Schnelle Einarbeitung

Neue Mitarbeiter können schneller in das Unternehmen integriert werden, wenn Abläufe und Zuständigkeiten klar definiert sind.

Vermeidung von Steuerschätzungen

Eine vollständige und gut gepflegte Ver­fah­rens­doku­men­ta­tion minimiert das Risiko einer Steuerschätzung durch das Finanzamt.

Benötigen auch Kleinunternehmer eine Verfahrensdokumentation?

Ja, auch Kleinunternehmer sollten eine Verfahrensdokumentation führen, wenn sie steuerrelevante Dokumente erfassen oder archivieren. Zwar sind die Anforderungen im Vergleich zu größeren Unternehmen weniger komplex, dennoch sollten die Abläufe nachvollziehbar und verständlich beschrieben werden.

Arten der Verfahrensdokumentation

Es gibt verschiedene Arten von Verfahrensdokumentationen, die je nach Bedarf in Ihrem Unternehmen erstellt werden können:

Verfahrensdokumentation Kasse: Anforderungen

In Unternehmen, die intensiv mit Bargeld arbeiten, ist eine detaillierte Verfahrensdokumentation der Kassenprozesse unerlässlich. Sie sollte klar definieren, wie Zahlungen abgewickelt werden, wie Kassenbestände überprüft werden und wie der Umgang mit Bargeld im Betrieb geregelt ist.

Weitere wichtige Aspekte der Kassenverfahrensdokumentation 

  • Mit und ohne Einzelaufzeichnungen: Unternehmen müssen je nach Kassensystem dokumentieren, ob eine Einzelaufzeichnungspflicht besteht oder ob eine Ausnahme gilt.

  • Registrierkasse / PC-Kasse: Die Dokumentation sollte festhalten, ob eine elektronische Registrierkasse oder eine PC-gestützte Kassenlösung genutzt wird, inklusive der eingesetzten Software und deren Konfiguration.

Folgen einer fehlenden Verfahrensdokumentation

Unternehmen, die keine GoBD-konforme Verfahrensdokumentation vorlegen können, riskieren schwerwiegende Konsequenzen:

Checkliste zur Erstellung einer Ver­fah­rens­doku­men­tation

Folgende Punkte sollten Sie bei der Erstellung Ihrer Verfahrensdokumentation berücksichtigen: